Die Kraft deines Zeugnisses

Lectio Divina Gebet (optional)

  1. Lies 1 Kor 2,1-5.
  2. Meditiere über die Worte.
  3. Rede mit Christus über diesen Abschnitt.
  4. Komm in Gottes Gegenwart zur Ruhe und höre seine Stimme.
  5. Diskutiert gemeinsam darüber.

Wer gehört zu den wichtigsten Menschen in deinem Leben: ein bester Freund, ein Mentor oder ein Vorbild?

Rede kurz über den Einfluss, den diese Person auf dein Leben gehabt hat.

WARUM ZEUGNISSE?

Im Endeffekt ist das, was du gerade getan hast, dasselbe, was du auch beim Zeugnisgeben tust. Du erzählst anderen von deinem engsten, besten Freund, Jesus Christus, und dem Einfluss, den er auf dein Leben hatte. Diese Erfahrung beschreibt der Psalmist, wenn er sagt: „Mein Mund soll von deiner Gerechtigkeit künden, den ganzen Tag von deinen rettenden Taten“ (Ps 71,15) und „Alle, die ihr Gott fürchtet, kommt und hört; ich will euch erzählen, was er mir Gutes getan hat“ (Ps 66,16). Wahre christliche Jünger wollen anderen von Christus erzählen. Petrus sagt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15).

Ein Zeugnis ist ein wirksames Werkzeug für die Glaubensweitergabe, besonders wenn es gut vorbereitet und eingeübt ist. Heute sind die Menschen oft offener für persönliche Glaubenserlebnisse, die authentisch weitergegeben werden, als für bloße Lehren und Ideen über den Glauben. Wie der Hl. Papst Paul VI. sagte: „Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind“(1). Ein persönliches Zeugnis darüber, was Jesus in deinem Leben bewirkt hat, berührt die Herzen oft mehr als ein abstraktes Gespräch über die Grundsätze des Glaubens.

Manchmal wirst du dein Zeugnis in einer kleinen Gruppe geben, die du leitest. Manchmal wirst du es einer Einzelperson in Jüngerschaft geben. Oft zahlt es sich aus, sein Zeugnis schon vorbereitet zu haben, falls sich in einem Gespräch eine Gelegenheit ergibt, wenn ihr den Glauben mit jemandem teilen wollt: mit einem Freund beim Kaffeetrinken, einem Kollegen bei der Arbeit, oder einem Verwandten bei einer Familienfeier.

Manchmal sind wir versucht zu glauben, dass unsere Erlebnisse nicht aufregend genug sind. Aber Gott hat sich entschieden, in deinem Leben auf eine bestimmte Art und zu einem bestimmten Zweck zu wirken. Denk daran, dass es sein Tun ist, das du bezeugst, und dass das etwas ist, das wir feiern dürfen. Zeugnisse darüber, wie wir in vielen kleineren Dingen wieder zu Gott zurückgefunden haben, können genauso wirksam sein wie dramatischere Bekehrungsgeschichten.

Diskussion 1: Was ist deine bisherige Erfahrung mit Zeugnissen? Hast du schon einmal Zeugnis gegeben? Warum sind Zeugnisse ein kraftvolles Werkzeug, um Jesus mit der Welt zu teilen?

DEINE GESCHICHTE IN VIER AKTEN

In der Bibel nutzt der Hl. Paulus sein Zeugnis, um Christus mit anderen zu teilen, sogar um den religiösen Autoritäten seiner Zeit die Wahrheit zu verkünden. Seine Geschichte wird in der Apostelgeschichte mindestens dreimal als Evangelisierungsmethode vorgestellt. Schauen wir uns an, wie Paulus in Apg 26 sein Zeugnis gibt, um zu lernen, wie auch wir Zeugnis geben können. Sein Zeugnis besteht aus vier Teilen oder „Akten“:

  1. Das Leben vor Jesus Christus
  2. Die Begegnung mit Jesus Christus
  3. Das Leben in Jesus Christus
  4. Einladung an andere, Jesus Christus kennenzulernen

Akt 1: Mein Leben, bevor ich Jesus Christus kannte 

Lies Apg 26,1-11.

Wenn wir unser Zeugnis vorbereiten, müssen wir zuerst folgende Frage beantworten: „Was für ein Mensch war ich – im Zwischenmenschlichen, im Religiösen und in meinen Emotionen –, bevor ich Jesus Christus begegnet bin?“

Geh in diesem Teil nicht in übermäßigem Detail auf die Sünden deines früheren Lebens ein. Bleibe diskret bei dem, was du weitergibst. Die Zuhörer brauchen keine Details über Betrunkenheit, sexuelle Sünden, etc. zu erfahren. Wenn du einfach so etwas sagst wie „Ich habe an den Wochenenden Dinge getan, die ich nicht hätte tun sollen.“ oder „Ich hatte Schwierigkeiten damit, rein zu bleiben.“, dann reicht das üblicherweise aus, um Leuten ein echtes Gefühl von deinen Schwierigkeiten zu geben, ohne ihnen ein Bild von dir in deiner Sünde einzugeben.

Diskussion 2: Was für ein Mensch warst du – im Zwischenmenschlichen, im Religiösen und in deinen Emotionen –, bevor du Jesus Christus begegnet bist?

Akt 2: Wie ich Jesus Christus kennengelernt habe

Lies Apg 26,12-18.

Was ist passiert, als du Jesus kennengelernt hast? Wenn deine Bekehrung Schritt für Schritt gegangen ist, sollte dein Zeugnis trotzdem von konkreten Momenten oder Wendepunkten erzählen, die das Publikum nachvollziehen kann.

Versuch in diesem Abschnitt christuszentriert zu bleiben und dich nicht auf jemand anderen zu konzentrieren, auch wenn andere Menschen an deiner Bekehrung beteiligt waren. Es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass Jesus der Hauptdarsteller in deinem Zeugnis ist.

Vermeide Übertreibungen. Gottes Wirken in unserem Leben ist nicht immer einfach auszudrücken. Überlege, wie du deine Geschichte so aufbauen kannst, dass die Menschen nachvollziehen können, was du durchgemacht hast und wer Gott ist.

Diskussion 3: Was waren einige der Schlüsselmomente in deiner Beziehung zu Jesus? Was hat er unternommen, um sich dir zu offenbaren?

Akt 3: Mein Leben in Jesus Christus

Lies Apg 26,19-23.

Welche Veränderungen haben sich in meinem Leben aufgrund meiner Begegnung mit Jesus ergeben? Inwiefern lebe ich anders? Wie hat es mir die Beziehung zu Jesus ermöglicht, ein freieres, volleres und freudigeres Leben zu führen? Betone diesen Teil in deinem Zeugnis, weil die Zuhörer erfahren müssen, welche Bedeutung eine Beziehung zu Jesus hat. Sei hier achtsam mit der Sprache, die du verwendest; nicht jeder, der dir zuhört, wird mit „kirchlicher“ Sprache vertraut sein.

Vermeide Extreme. Versuch nicht, wie ein vollkommener Heiliger zu wirken. Halte dich gleichzeitig nicht unnötig mit Details über dein Ringen und Scheitern auf.

Diskussion 4: Wie hat es dir die Beziehung zu Jesus ermöglicht, ein freieres, volleres und freudigeres Leben zu führen? Was sollen andere darüber wissen, wie es ist, eine Beziehung zu Jesus zu haben?

Akt 4: Einladung an die Zuhörer, Jesus kennenzulernen

Lies Apg 26,27-29.

Frage die Zuhörer: „Wie werdet ihr auf Jesus Christus antworten, der diese Erlösung wunderbarerweise allen anbietet?“. In einem ungezwungenen Setting kannst du fragen: „Wollt ihr mehr erfahren?“. Du kannst auch direkt von deiner Geschichte dazu übergehen, das Evangelium zu teilen. Denk daran, dass der Sinn des Zeugnisses ist, jemanden tiefer in die Beziehung mit Jesus Christus einzuführen. Dein Zeugnis soll Menschen eine Gelegenheit bieten, die Botschaft des Evangeliums durch deine Geschichte zu hören.

Diskussion 5: Mit welcher Botschaft sollen deine Zuhörer nach Hause gehen? Welche Schritte sollen sie setzen?

ELEMENTE EINES GUTEN ZEUGNISSES

Behalte folgende drei Elemente im Hinterkopf, während du die Geschichte über das Wirken Jesu in deinem Leben vorbereitest und übst:

KONKRET: Gib den Zuhörern Details, mit denen sie sich identifizieren können. Beschreibe Erfahrungen, Orte und Menschen zutreffend und unzweideutig, aber versteif dich nicht auf Kleinigkeiten. Beschreibe einen konkreten Wendepunkt (wie du Jesus Christus kennengelernt hast), auch wenn es nur einer von vielen Wendepunkten ist. Dein Zeugnis sollte echt und zugänglich herüberkommen.

ZUGÄNGLICH: Beschreib Erfahrungen auf nachvollziehbare und verständliche Art. Wähle deine Sprache frei von religiösem Jargon und schwierigen Begrifflichkeiten, die dich von deinem Publikum entfremden könnten, wie „Sünde“, „Tabernakel“ oder „Eucharistische Anbetung“. Wenn du „kirchliche“ Wörter verwenden musst, dann erkläre sie kurz. Frage dich auch: „Welche Teile meiner Geschichte wären für diese Person besonders bedeutsam?“. Du wirst wahrscheinlich verschiedene Aspekte betonen, je nachdem, ob du mit einem Atheisten oder einem lauwarmen Christen sprichst.

EINFACH: Halt dich an eine „Handlung“ oder einen „Faden“, der klar ist und dem man leicht folgen kann, ohne Nebenstränge oder Details. Stell Jesus Christus in das Zentrum deines Zeugnisses. Er ist der Angelpunkt. Und halte dich unbedingt kurz, in der Regel 3–5 Minuten oder weniger. Zeugnisse, die länger als fünf Minuten sind, gehen in der Regel zu sehr ins Detail und haben keinen einfachen Fokus, dem die Leute folgen können. Ein langes, teils abschweifendes Zeugnis verliert die Leute unterwegs und sie wenden sich vielleicht sogar ab.

Diskussion 6: Was könnte die Effektivität deines Zeugnisses einschränken? Wie kannst du diese Aspekte eliminieren? Was würde dein Zeugnis kraftvoll machen?

KONKRETE SCHRITTE

Nimm dir Zeit, dein eigenes Zeugnis auf der Grundlage der vier „Akte“ eines Zeugnisses durchzudenken und aufzuschreiben. Dann nimm dir Zeit, es zu üben, indem du es mit jemandem teilst, dessen Führung du vertraust. Bitte ihn, dir Rückmeldung zu geben. Häufiges Üben wird dir helfen, deine Geschichte zu entwickeln.

Wenn du deine Glaubensgeschichte schon vorbereitet und geübt hast, hilft es dir, sie zu erzählen, wann immer sich die Gelegenheit ergibt. Manchmal planst du es vielleicht, beispielsweise in einer Kleingruppe oder mit jemandem, den du begleitest. Häufig werden sich Situationen, in denen du von deinem Glauben sprechen kannst, jedoch natürlich ergeben. Wenn dich jemand etwas über den Glauben fragt, Interesse an Christus zeigt, wissen will, warum du lebst, wie du lebst, oder einfach nur Ermutigung, Hoffnung oder Inspiration zu brauchen scheint, dann solltest du bereit sein, mitzuteilen, was Jesus in deinem Leben getan hat.

SCHLÜSSELKONZEPTE

Zeugnis vom Glauben geben: „Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind.“ (Hl. Papst Paul VI.)

1 Petr 3,15: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“.

Die vier Teile eines wirkungsvollen Zeugnisses nach dem Beispiel des Hl. Paulus in Apg 26: 1) Leben vor Jesus Christus; 2) Kennenlernen von Jesus Christus; 3) Leben in Jesus Christus; 4) Einladung an andere, Jesus Christus kennenzulernen.


Notizen:

(1) Paul VI., Evangelii Nuntiandi, abgerufen am 15. Juni 2021, Vatican.va., 41.